Dienstag, 3. Juli 2012

Ein Camp, das mit Campieren nichts zu tun hat

Friedrichshafen – „Hast Du mir mal einen 19er?“, fragt der junge Mann im schwarzen Polohemd mit angestrengter Stimme. Seinen Kragen, die Brust, den Rücken und die Ärmel zieren Sponsorenlogos, die Männer neben ihm tragen das gleiche Outfit. Ein Teil von ihnen sitzt am Notebook, ein anderer zieht gerade das schwarze Gold auf. Auch am Stand links, oder bei den Studierenden gegenüber geht es ähnlich zu, während draußen ein Motor aufheult.


Wir sind in der Messe Friedrichshafen, das „ZF Race Camp 2012“ (Foto: Thomas Schlichte) ist in vollem Gange. Dazwischen wuseln viele fleißige Helferinnen und Helfer – alle mit roten Shirts bekleidet. Einige tragen ein Funkgerät mit sich, andere sprechen in ihr Mobiltelefon: „Wo, in A2? Alles klar, bin auf dem Weg.“ Während der Mitarbeiter des Häfler Großkonzerns strammen Schrittes entschwindet, tupfen sich andere den Schweiß von der Stirn. „Noch zehn Minuten“, sagt einer – der andere springt in den blau-weißen Boliden.

Das Verständnis der Mannschaften untereinander klappt perfekt, jeder hat sein Aufgabengebiet. Während die Teamchefs an der Marketing-Präsentation arbeiten, schrauben die Mechaniker an ihren Schätzen, die bis zu 90 PS auf den Asphalt bringen. Nicht nur am Nachmittag reihen sich alle Studierenden brav in die Startaufstellung ein – insgesamt 18 Teams aus der Bundesrepublik, der Schweiz (AMZ Racing, ETH Zürich) und Österreich (TU Graz Racing Team) sind am Bodensee mit dabei.

Noch läuft nicht alles rund, fast jede Mannschaft – auch die Gäste aus Graz – haben mit ihrem mitunter bockenden Rennfahrzeug zu kämpfen. Da werden Teile ausgetauscht, Kabelbäume neu verlegt, die Reifentemperatur gemessen, ganze Motoren ersetzt und die Piloten gewechselt. Untereinander ist zwar große Rivalität angesagt, aber bewundernswerter Respekt vorhanden – hier und da hilft man sich gerne mit Ersatzteilen oder Spezialwerkzeug aus.

Schließlich haben alle ein gemeinsames Ziel: Ihre sechs bis acht Monate dauernde Arbeit soll sich bei den Wettbewerben in Hockenheim, Ungarn und Italien lohnen. Und zwar zuverlässig und schnell auf – jedoch nicht nur optisch neben der Strecke. Dafür verzichtet das fleißige Hobbyrennfahrervolk sogar auf Schlaf, denn die Konkurrenz schläft schließlich auch nicht.

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